Finde heraus, welche emotionalen Grundbedürfnisse du hast und wie du sie besser stillen kannst

Als menschliche Wesen ist alles was wir tun und jede unserer Entscheidungen von dem inneren Drang motiviert, unsere wichtigsten Grundbedürfnisse zu stillen. Einige dieser Bedürfnisse sind dabei rein körperlicher Natur, wie etwa die nach Sauerstoff, Nahrung oder Sexualität. Wir haben aber auch emotionale Grundbedürfnisse, selbst wenn uns diese oft nicht bewusst sein mögen.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Grundbedürfnisse nicht nur einfache Wünsche oder Sehnsüchte darstellen. Auf die Erfüllung eines Wunsches oder einer Sehnsucht könnten wir zur Not nämlich auch verzichten. Unsere Grundbedürfnisse dagegen müssen bis zu einem bestimmten Grad befriedigt werden, damit wir überhaupt überleben können. Nehmen wir z.B. unser Grundbedürfnis nach Nahrung. Wir können dieses zwar für eine gewisse Zeitspanne ignorieren oder auch mehr oder weniger stillen. Völlig übergehen oder ignorieren können wir es dagegen nicht, ohne Schaden zu nehmen. Und ebenso steht es mit allen anderen Grundbedürfnissen.

Nun ist es so, dass die Erfüllung unserer körperlichen Grundbedürfnisse zwar die Basis für ein gesundes und glückliches Leben bildet, uns aber nicht automatisch glücklich macht. So reicht es uns eben nicht, genügend Sauerstoff zu atmen, um glücklich zu sein. Dazu braucht es schon mehr. Nämlich die mindestens hinreichende Befriedigung unserer emotionalen Grundbedürfnisse.

Können wir diese in einem hohen Ausmaß stillen, erleben wir unser Leben als erfüllend, sind hoch zufrieden, erleben häufige Glücksgefühle sowie eine allgemeine Lebensfreude. Können wir unsere emotionalen Grundbedürfnisse dagegen nicht hinreichend befriedigen, sind wir unzufrieden, unerfüllt und erleben allerlei Mangelerscheinungen. Da wir jedoch häufig gar nicht um unsere wahren Bedürfnisse wissen, bringen wir unser seelisches Leid oft gar nicht mit mangelnder Bedürfnisbefriedigung in Verbindung.

Dann sieht unser Leben an der Oberfläche vielleicht recht schön aus, doch fühlen wir deutlich, dass uns irgendetwas fehlt.

Wer ein glückliches und erfolgreiches Leben führen möchte, tut somit gut daran, seine emotionalen Grundbedürfnisse zu kennen und Wege zu finden, diese auf gesunde Weise zu befriedigen.

Was sind nun aber unsere emotionalen Grundbedürfnisse.

Zur Beantwortung dieser Frage kann man mehrere Modelle heranziehen, wobei mir das von Chloe Madanes und Anthony Robbins besonders gut gefällt. Diese beiden Autoren formulieren 6 emotionale Grundbedürfnisse, von denen jeweils 2 in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen.

 

  1. Sicherheit. Das Bedürfnis nach Stabilität, Vorhersehbarkeit, Zuverlässigkeit und Kontrollierbarkeit der Ereignisse. Sicherheit hilft gegen Stress, Ängste und Überforderung. Ein Zuviel an Vorhersehbarkeit führt jedoch zu Monotonie und Langeweile.
  2. Abwechslung/Unsicherheit. Das Bedürfnis nach Veränderung, Stimulierung, Aufregung und Herausforderung. Abwechslung hilft gegen Langeweile und Stagnation. Ein Zuviel an Unsicherheit führt jedoch zu Angst und Überforderung.
  3. Bedeutsamkeit. Das Bedürfnis danach, aus dem Durchschnitt herauszuragen und jemand Besonderes zu sein bzw. nach Anerkennung und Bewunderung. Hier geht es um die Hervorhebung der eigenen Person im Kontrast zu anderen. Ist dieses Bedürfnis sehr dominant ausgeprägt, führt dies dazu, dass andere Menschen nur noch als Statisten im eigenen Leben wahrgenommen werden. Das Ego steht im Vordergrund.
  4. Verbundenheit/Liebe. Das Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden, bzw. sich mit anderen verbunden zu fühlen. Hier geht es um die Unterordnung der eigenen Person unter ein Wir-Gefühl und um die Hervorhebung von Gemeinsamkeiten.
  5. Entwicklung/Wachstum. Das Bedürfnis, zu lernen und sich sowohl charakterlich als auch spirituell zu entwickeln und zu verbessern.
  6. Persönlicher Beitrag. Das Bedürfnis zu geben, anderen zu helfen und einen Unterschied zu machen.

 

Nun ist es so, dass jeder Mensch all diese Bedürfnisse in sich trägt. Allerdings sind sie bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt und die individuelle Bedürfnisstruktur kann sich im Laufe des Lebens auch immer wieder verändern. So ist es z.B. nicht ungewöhnlich, dass jemand in jungen Jahren sehr abwechslungsfreudig ist, später jedoch eher auf Sicherheit oder Stabilität bedacht.

Um herauszufinden, welche Bedürfnisstruktur du hast, kannst du folgende Übung machen:

Scanne dein Leben nach entsprechenden Hinweisen und überlege dir, welches wohl dein wichtigstes emotionales Bedürfnis ist. Stelle dir vor, du könntest dir nur ein einziges Bedürfnis erfüllen und müsstest auf alle anderen 5 verzichten. Welches würdest du wählen?

Schreibe dieses auf Platz 1 deiner persönlichen Rangliste.

Dann frage dich weiter, welches Bedürfnis du am zweitdringendsten erfüllt haben möchtest und schreibe dieses auf Platz 2 deiner persönlichen Rangliste.

Fahre auf diese Weise fort, bis du alle 6 Grundbedürfnisse in eine Rangliste ihrer Wichtigkeit für dich gebracht hast.

Wenn du deine Grundbedürfnisse auf diese Weise geordnet hast, gibt dir dies bereits wertvolle Hinweise darüber, wie du in bestimmten Situationen gute Entscheidungen treffen kannst. Dabei sind insbesondere deine zwei wichtigsten Grundbedürfnisse von herausgehobener Bedeutung.

Nimm einmal an, du bist auf der Suche nach einem potenziellen Partner und deine wichtigsten Grundbedürfnisse sind Liebe und Sicherheit. Dann wirst du wahrscheinlich wenig Freude und Glück mit einer Person erleben, deren wichtigste Grundbedürfnisse Abwechslung und Bedeutsamkeit sind. Du würdest dich viel besser mit jemandem verstehen, der wenigstens eines deiner wichtigsten Bedürfnisse auch bei sich ganz oben in seiner Bedürfnishierarchie hat. Noch besser wäre es natürlich, wenn eure beiden wichtigsten emotionalen Bedürfnisse identisch wären.

Oder nehmen wir an, du bist auf der Suche nach einem neuen Job und musst dich zwischen zwei Angeboten entscheiden. Auch hierbei solltest du darauf achten, dass deine wichtigsten zwei Bedürfnisse so gut wie möglich befriedigt werden und nicht nur diejenigen, die dir eigentlich weniger wichtig sind.

Nachdem du deine Bedürfnishierarchie angefertigt hast, frage dich, wie sehr deine 2 wichtigsten Bedürfnisse derzeit gestillt werden? (von 0-100%).

Weitere wertvolle Fragen lauten:

1. Wie stillst du deine wichtigsten beiden emotionalen Grundbedürfnisse derzeit? Stillst du sie eher mit oder in der Arbeit, zuhause, mit Freunden, Verwandten, oder allein mit dir selbst?

2. Was müsste passieren oder anders sein, damit du deine beiden wichtigsten emotionalen Grundbedürfnisse besser gestillt bekommst?

3. Was genau muss passieren bzw. muss mein Partner tun bzw. sagen, damit ich mich geliebt fühle? Wie oft muss dies stattfinden?

4. Was genau muss passieren bzw. muss ich tun bzw. sagen, damit sich mein Partner von mir geliebt fühlt? Wie oft muss dies stattfinden? Gebe ich ihm dies?

Wenn du diese Fragen beantwortet hast, unternimm praktische Schritte in diese Richtung. Falls du dabei auf innere Widerstände stößt, wie z.B. Prokrastination, Unsicherheit, Vermeidungsgedanken oder das Gefühl, das nicht zu können, wende PEAT oder eine andere Diskreationstechnik darauf an und schreite dann zur Tat über.